Chronik - Familienforschung im Kreis Cochem-Zell

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Familienforschung führt zurück in die Vergangenheit, zu den Wurzeln der Vorfahren. Erst sammelt man nur Daten, dann kommt irgendwann die Frage, “Wer waren die Vorfahren, wo lebten sie, was machten sie?”
Vielfältig sind die Spuren und Zeugnisse, die wir von unseren Vorfahren MAAS gefunden haben. Als Notare, Kellner, Vögte, Schöffen oder Gerichtsschreiber der Trierer Kurfürsten sind ihre Namen verzeichnet, in den Steuerlisten zwischen Zell und Daun tauchen sie auf mit ihrem Vermögen, in den Kirchenregistern wurden ihre Taufen, Heiraten und Sterbedaten festgehalten. Die Traube und das doppelte Kreuz waren ihre Hausmarke, mit der sie ihren Besitz kennzeichneten, und aus der sich ihr Wappen entwickelte. Staunend stehen wir in der Alten Kirche in St. Aldegund vor der Figur des Ecce Homo, datiert von 1522, aus der Stiftung von Nicolaus und Paulus Maes und vor dem Epitaph des Nikolaus Ruitz, das Andenken an ihn und seine Familie, darunter seine erste Ehefrau Catharina Maas, bewahrend.


Ebenso in der Kirche St. Kastor in Koblenz, in der sich die Grabplatte des Emmerich Coenen mit dem Wappen seiner Mutter Elisabeth Maas befindet oder in der Kirche Mater Dolorosa in Driesch, an der Jodocus Maas Priester war.
Die Hauptstämme der Familie gehen von Aldegund, Lutzerath, Immenrath, Oberwinkel, Zell und Cochem aus. So beginnt die Geschichte der Familie MAAS auch in St. Aldegund an der Mosel, wo in den Steuerlisten und Kirchenbüchern die ältesten MAAS erwähnt werden.
Die bereits genannten Nicolaus und Paulus Maes waren vermutlich Brüder. Nicolaus war Kellner der Reichsabtei St. Maximin bei Trier und wurde 1518 Reformabt der Abtei St. Nabor . Er starb 1532. Paulus hat an der Trierer Universität Theologie studiert, war als Paulus de Scta. Aldegunde Kanoniker in Pfalzel und Pastor der Pfarrei Alf.
Catharina Maas wurde um 1545 in St. Aldegund geboren. Sie war mit Nicolaus Rultz verheiratet und starb 1571 mit dem 2. Kind im Kindbett. Nicolaus Rultz, Kurfürstlicher Vogt in St. Aldegund, heiratete nach Catharinas Tod die Gertrud Kayser, eine Tochter des Kurtrierischen Kellners von Zell. Gertrud Kayser verwendete nach dem Tode ihres Mannes das Familienvermögen für eine Armenstiftung und das o.g. Epitaph. In einer Inschrift im Sockel ließ sie die Familienzusammenhänge dokumentieren:

ANNO 1601 IST IN GOTT VERSTORBEN UND LIGT ALLHIE BEGRABE DER EHRENHAFTER UND VORNEMER NICLAS ROLTZ VON KIRCHBRICH IN ZEIT SEINES LEBENS VHAGT ALLHIE DESSEN SEEL DER ALLMECHTICH GOTT GNEDICH SEIN WOLLE UND HAT DIE EHRN UND DUGENTSAME GERTRUDA KEISERIN SEIN EHELICHE HAUSFRAW DIESE ALTAR GOTT DEM ALMECHTIGEN ZU EHREN DER KIRCHIN ZU ZIR UND INE BEIDEN ZU GEDECHTN MACHEN UND UFFRICHTEN LASSEN. STARB A.....

Auf dem Epitaph sind die Wappen der Familie dargestellt, das der Catharina Maas auf der Frauenseite, der “Spindelseite” rechts oben. Die Familie Rultz bewohnte in Aldegund in der Brunnenstraße ein stattliches Haus, das sich bis zu einem Brand in 1899 erhalten hatte. Eine um 1570 gegossene Takenplatte, auf der ebenfalls das Maas-Wappen zu sehen war, gehörte zum Inventar dieses Hauses. Erhalten jedoch hat sich die Wetterfahne des Hauses mit dem darin abgebildeten Doppelkreuz

Der erste MAAS, nennen wir ihn Nikolaus, bis zu dem wir unsere Familienlinie direkt zurückführen können, war wohl um 1530 in St. Aldegund geboren und war Pächter auf dem Haustenhof in Lutzerath. In den LutzeratherSteuerlisten von 1654 steht Johann, Sohn des Maas, Jacob, mit Eigentum in St. Aldegund
Bis zur Säkularisation gehörte Lutzerath zum Kurstaat Trier, Niederes Erzstift Trier, Amt Cochem und zur Herrschaft der Herren von Daun. Zumindest in der I. und II. Generation hatten die Maas in Lutzerath den Haustenhof zu Lehen.
Der Haustenhof war Eigentum  der Brüder Dietrich und Gotthard Haust, Herren von Ulmen und dort kurfürstlicher Amtmann. Bei einer Erbteilung erhält Gotthard’s Witwe Christine 1505 aus dem Haustenhof in Lutzerath Erträge als Wittum sowie aus einem Lehen in Driesch. Die Kirchenchronik Driesch berichtet von einer Rente von 4 Malter Korn für die Eheleute Gotthard und Christine Hausten von Ulmen, zu liefern von ihrem Hofpächter “zu Lutzerait”an St. Martinstag. Weiterhin findet man in der Chronik Nachricht über Benefizien der Eheleute für die Kirche. Die Familie Haust hat sich im Namen der Trierer Ritterschaft, die Träger der Kirche zu Driesch gewesen ist, intensiv um die Wallfahrtskirche zu Driesch gekümmert. Ausgestattet mit dem Kollationsrecht bestellten sie den Sohn ihres Hofmannes vom Haustenhof in Lutzerath, JODOCUS MAAS, 1583 und 1633 zum Rektor der Kirche.

Jodocus Maas, geboren um 1560 in Lutzerath, nachgewiesen in der Chronik Driesch und den Steuerlisten Lutzerath von 1624, war Pfarrer in Bertrich, Gillenbeuren, Mackenheim und eben Rektor an der Wallfahrtskiche in Driesch.
In dieser handschriftlichen Chronik und einer Sammlung von Dokumenten, (Stadtarchiv Trier) , 1760 erstellt vom damaligen Rektor der Kirche, Johannes Gerads, wird über Jodocus Maas ausführlich berichtet. Im Jahre 1583 wurde er erstmalig vom Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Johann von Schönenberg, auf Vorschlag der Trierischen Ritterschaft als junger Priester zum Rektor der Kapelle in Driesch eingesetzt. Die Kirche war eine Rektoratskapelle, erstellt und, wie o.a., unterhalten von den Benefiziaten der Trierischen Ritterschaft. Sie gehörte in das “Pastorat Lutzerath”. Nach den Pfarrstellen in Gillenbeuren, Bertrich und Mackenheim wurde Jodocus Maas 1633 wiederum Rektor in Driesch. Es war die schreckliche Periode des 30jährigen Krieges mit durchziehenden Kriegsvölkern, mit Pestzeiten und zerstörenden Naturgewalten. Jodocus Maas starb  bald darauf 1635 in Kennfus und wurde im Chor der Driescher Kapelle begraben. Nach seinem Testament hat er ein Epitaph, eine Grabplatte mit Inschrift für sein Grab  in der Kirche angeordnet. Das Epitaph war 1760 noch vorhanden. So heißt es in der Chronik:
“...Kennfus gestorben und hiehin ante Summi Altare begraben worden. Er hat in seinem Testament ein Epitaphium verordnet, wie solches annoch im Choro bezeichnet mit J und M., Trauben und doppeltem Creutz als seinen Hausmerk zu sehen stehet."
In einem Anhang zum Kapitalien- und Rentenbuch der Driescher Kirche schreibt Rector Matthias Bins, (Rektor von 1691 - 1717), dass Jodocus Maas 1594 Pfarrer von Gillenbeuren wurde, “wo in der Kapelle zu Schmitt (heute Urschmitt), an der ehemaligen Empore seine Hausmarke zu sehen war.”
Dadurch haben wir den ältesten Nachweis, dass das Wappen bereits 1594 in der Familie geführt wurde und dies führt zu der Frage, woher kam es, wie ist es entwickelt worden?

Auffällig ist die Ähnlichkeit mit dem Schöffenwappen in Ediger aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Es führt einen spitzen Schild mit trierischem Kreuz heraldisch rechts und Rebenranke heraldisch links. In 1430 erscheint eine neue Form mit einer geschwungenen Rebe, die auch auf dem Maas-Wappen zu finden ist. Ob es in dieser Zeit schon MAAS in Ediger gegeben hat, ist nicht sicher nachzuweisen. Unter den Schöffen der damaligen Zeit siegelt ein Jacob Mörss in 1486 und 1509 mit dem Schöffensiegel der Gerichte Ediger und Eller, und in 1517 ist ein Henne Moirs an einer Auseinandersetzung vor dem Gericht in Ediger-Eller beteiligt. Knapp 100 Jahre später wurde ein Straßenverzeichnis für Ediger erstellt, in dem fein säuberlich die Einwohner dokumentiert sind. In diesem Verzeichnis, heute im Staatsarchiv Koblenz aufbewahrt, werden die Familien Hammen Morss, Meiss Mei, Theiss Morss und Huprich Moerss Fraw erwähnt.
Im Kirchenbuch von Ediger wird Nicolaus Maiss genannt, der die Kinder Urias 1619, Johann 1622 und Nicolaus in 1623 taufen lässt. Paten waren seine Brüder Johann und Nicolaus. Wieder 100 Jahre später, 1748,  wird ein Nicolaus Maas genannt mit dem Besitz von 500 Weinstück, und von 1786 - 1799 war Maass Hans Peter, der Ältere, Hofschultheiss in Ediger.
Ob es zwischen unserer Linie Maas in St. Aldegund und zu den Moirs / Mais / Maas in Ediger eine Verbindung gibt, kann nur vermutet werden. Sichere Fakten liegen dazu nicht vor, das Bindeglied dazu wäre nur das beschriebene Siegel.

Sicher nachgewiesen ist die Beziehung zwischen Lutzerath und  Zell, verbunden durch gegenseitige Patenschaften. Paul, ein weiterer Sohn des ersten “Nikolaus” Maas, geboren um 1575, ist in St. Aldegund Schöffe und verheiratet  mit Agnes Simon aus Lehmen . Er wird in den Steuerlisten St. Aldegund von 1623 erwähnt als Neubürger. Sein Besitz wird aufgezählt mit Wohn- und  Kelterhaus, ein anderes Häuschen, Weingärten, Wiesen und Garten, verliehenes Geld, Nahrung - Bareinnahmen und wird bewertet mit 2500 Gulden. Im Haushalt lebt das Ehepaar mit 5 Personen und zahlt 2 Gulden 21 Albus an Steuern. Ein Sohn des Paul Maas, Nikolaus,  ist in Zell mit Dorothea Kayser verheiratet und ist dort Kurfürstlicher Kellner. Ihr Enkel Emmerich Coenen ist der Kurfürstliche Kammerrat in Koblenz, gestorben  4.8.1727 und in der St. Kastor-Kirche begraben.  Sein Epitaph mit dem Maas-Wappen wurde bereits oben erwähnt.
Emmerich Maas, geboren am 25.3.1636 in Zell, ein Sohn von Nikolaus Maas und Dorothea Kayser, ist 1665 Pate bei einem Sohn des Johann Matthias Maas in Oberwinkel.

II. Generation Jacob Maas
Das  Siegel führt die Spurensuche dann zurück  nach Lutzerath zum   Haustenhof und zu unserem ersten gesicherten, bereits erwähnten  Vorfahren Maas / Maess, Hofmann auf dem Haustenhof in Lutzerath, geboren um 1530 in St. Aldegund.
Das in Lutzerath verwendete Schöffensiegel, zum ersten Mal belegt im Jahre 1457, zeigt ein Wappen mit Kurtrierischem Balkenkreuz und ein nicht zu identifizierendes Zeichen. Jakob Maas, unser Ahn 6656, (gezählt nach Kekulé),um 1573 in Lutzerath geboren, ein Brudes des bereits erwähnten Jodocus Maas,  war um die Zeit von 1600 - 1623 Hochgerichtsschöffe in Lutzerath und wird das Siegel verwendet haben
Er  ist erwähnt in der Steuerliste vom Jahre 1623 als Jacob Mais   .Mit 900 Gulden hat er ein nicht unbeträchtliches Vermögen, seine Steuern werden mit 1 Gulden 15 Albus festgesetzt. In der Steuerliste von 1654 wird sein Sohn Johann erwähnt mit 4 Pferden, 4 Kühen, 4 Rindern, Häuser mit Zubehör, Garten, Feldern, Wiesen, Heu, Nahrung, Weingärten in St. Aldegund usw. Er zählt wohl zu den Reichsten in Lutzerath. Laut Heberegister von 1663 / 1654 zahlt er nach der Witwe des Bürgermeisters die zweithöchste Steuer mit  4 Gulden 20 Albus.
Sein Bruder Nikolaus, geboren um 1605, ist Gerichtsschöffe in Zell. Er ist erwähnt in der Steuerliste Zell von 1654 mit dem Besitz von  3 Häusern, 1 Mühle und hat Eigentum in Lutzerath. Das Familienbuch Zell nennt ihn als  Sohn des Jacob Maas, Gerichtsschöffen in Lutzerath. Auch in dieser Familie gibt es wieder durch die Patenschaften Querverbindungen zu den einzelnen Familienzweigen an der Mosel oder in der Eifel.

III. Generation Peter Maas und Ehefrau Catharina
Peter Maas, Ahn 3328, geboren um 1610 in Lutzerath,  heiratet von dort nach Immerath in der Pfarrei Wollmerath, wo er als  Praetor, Schultheiss, und Synodale genannt wird.  Nach den Kirchenbüchern von Wollmerath und in den Steuerlisten hat er die Kinder

Johann Matthias - unser Ahn 1664 -
Nicolaus
Florian
Jacob
Johann
Er stirbt am 20.8.1652 in Immenrath, der Tod seiner Frau Catharina ist mit dem 26.9.1689 angegeben.

Der Hof in Oberwinkel

Zu der nun einsetzenden Familiengeschichte, die Zeit auf dem Hof in Oberwinkel, gibt es Urkunden, Akten und Kirchenbücher, aus denen wir sehr viel über unsere Ahnen  erfahren und uns ihr Leben vor Augen rufen können.

Oberwinkel mit den Doppelorten Ober- und Unterwinkel gehört heute zur Verbandsgemeinde Daun im Kreis Vulkaneifel. In der Zeit, aus der es zu berichten gilt, gehörte Winkel zur Herrschaft und zum Hochgerichtsbezirk Wollomerath und war eingebettet in die Geschichte der Herrschaft und ganz besoonders der des Klosters Springiersbach.
Zur Herrschaft gehörten die Dörfer Wollmerath, Filz, Wagenhausen, Niederwinkel, mehrere Mühlen und Höfe, darunter der Hof in Oberwinkel. Wollmerath war ein Erblehen der Grafen zu Wied, obere Lehnsherren waren Kurpfalz und seit 1309 Kurtrier, der oberste Lehnsherr war der Kaiser.   Als Unterlehen gaben die Grafen zu Wied die Herrschaft weiter an die von Berg  (1241), Thurnstößer (1260), Meinfelder (1364), von Sötern (1503), von Gretzig, genannt Mertloch (1536), von Metzenhausen (1567), von Zandt (1597) und schließlich von Landenberg ab 1698.

Im 14. Jahrhundert, das genaue Datum ist nicht bekannt, wird der Hof in Oberwinkel erstmals erwähnt. Nach  einer Pergamenturkunde des Klosters Springiersbach bestätigen Johann von Ziuil (?) und Friederich, der Schultheiss zu Strohn, anlässlich von Streitigkeiten zwischen Springiersbach und den Herren von Arras die Freiheit des Hofes Winkel auf Grund mündlicher Nachrichten und nach Einsicht alter Urkunden und Schenkungen. Daraus ist zu entnehmen, dass der Hof also schon wesentlich älter ist. Um die damals schon bestehenden Freiheiten wird es im Laufe der Geschichte immer wieder zu Auseinandersetzungen kommen, sei es wegen der Abgaben oder der Zuständigkeit des Hochgerichtes.

Um 1490 verpfändete der damalige   Lehnsherr Heinrich  von Sötern die beiden Höfe in Oberwinkel. Der Amtmann von Daun, Hans von Winkel, pfändete den Robishof, während als Unterpfand für geliehene 155 Gulden, 7 Albus  der große Hof in Oberwinkel an Springiersbach verpfändet wurde und  bis zur Versteigerung 1807 durch die napoleonische Verwaltung in deren Besitz blieb.  Bei  der Übernahme durch das Kloster Springiersbach wurde das Weistum des Hofes am 13. Januar 1494  schriftlich in einer notariell beglaubigten Urkunde festgehalten.

Die Tatsache, dass der Hof ein eigenes Weistum, verbunden mit einem von Wollmerath unabhängigen Dingtag, hatte, unterstreicht seine Bedeutung. Durch das Weistum wurde das bestehende, von alters her mündlich überlieferte Recht am Dingtag  von einer Generation an die nächste übergeben. Der Dingtag wurde in Oberwinkel selbst abgehalten, ein zweiter konnte in Wollmerath stattfinden. Wie es im Weistum vorgeschreiben war, versammelten sich dann Lehnsgeber, der Abt in Springiersbach schickte dazu einen Abgesandten nach Oberwinkel,  und Lehensleute, um Gericht zu halten und Gerechtigkeit zu erfahren. Mit dem Läuten der  Kirchenglocke wurde der Dingtag eröffnet, die Schöffen verkündeten das Weistum, und jeder wußte, woran er sich zu halten hatte.

Üblicherweise wurde am Dingtag auch der Zehnt abgeliefert. Der Hof hatte jedoch weder Pacht noch Zehnt zu zahlen, nur Frondienste für Wollmerath. Denn der Abt in Springiersbach galt als Lehnsmann in Wollmerath, und der Hofmann hatte die Pflicht, mit 6 Pferden, 2 Knechten und zur Sicherheit 1 Hund dem Herrn in Wollmerath Heu einzufahren “Auch wans ach wehre, dass der Wolff ein pferdt erbise, oder der dieb  eins stölle, Undt dass der man Viel wollt haben und der hofman das nit geben wolle,so sollen sie zween nachbaren darzu holen, einen hinden, den anderen forne, und wie dieselbige das pferdt schätzen dabei soll der man auch zufrieden sein.”

Eine andere Verpflichtung war die Ablieferung des Besthauptes. Beim Ableben eines Lehnsmannes stand dem Herrn zu Wollmerath das Recht zu, sich nach Gutdünken das beste Stück Vieh aus dem Stall des Verstorbenen zu holen oder einen Geldbetrag dafür zu fordern. Wenn in Springiersbach der Abt verstarb, kamen sofort die Diener aus Wollmerath, um in Oberwinkel das schönste Pferd für sich in Anspruch zu nehmen. Das “Besthaupt” war praktisch die Erbschaftssteuer, über die es nicht selten  wegen der strikten und willkürlichen Eintreibung  zu Beschwerden der Hofleute kam.   Die Meinungsverschiedenheiten über das “Besthaupt” wurden z.B. 1607 zwischen Abt Friedrich Auwach von Wittlich und dem neuen Herrn von Arras und Wollmerath, Johann Zandt von Merle, durch Vergleich beigelegt. Beide rechneten ihre Forderungen gegenseitig auf mit Rücksicht auf den Abtshof Winkel. Die Kosten für den Dingtag mußte der Hofmann tragen. So heißt es im Weistum “dan sollen die knecht so viel brots brengen, als sie essen und der lehnmann mit seinem gesinde, und ein flesch mit wein. dan sal der lehenman sein moess koche, sall es nit ärgern, sonder eher besseren, den knechten mit zu essen geben, so guit und bös der lehenmann esset mit seinem gesinde, damit söllen die knecht auch zufrieden sein. Were auch sach, das sie der fleschen mit dem wein vergessen weren, dan sol der lehenman den kroech mt dem wasser an die siedel henken, damit meines hern apten knecht nit dorst leiden.”

Die IV. Generation

Johann Matthias Maas, Ahn 1664, kommt um 1660 auf den Hof nach Oberwinkel.  Als  Sohn des Prätors aus dem Nachbarort Immerath heiratet er die Tochter des Hofmannes Johann Peter Scheffer. Sein Schwiegervater war schon Pate beim jüngsten Bruder Johann Maas am 20.11.1652, die Familien waren sich nicht unbekannt. Johann Peter Scheffer hatte den Hof wohl auch schon in der zweiten Generation,in der Steuerliste von 1624 wird ebenfalls ein Johann Peter Scheffer als Hofmann in Oberwinkel genannt, sein Vater, unser Ahn 6660. Ob auch er auf den Hof eingeheiratet ist, ist nicht mehr bekannt. Zumindest kennen wir noch den Namen des vorhergehenden Hofmannes aus einer Urkunde vom 25. November 1600, als Carl von Dhaun sein drittel Zehnt von dem Hof zu Oberwinkel und Ellscheid dem Peter Conrad, Hofmann zu Oberwinkel, verpfändet.

Johann Peter Scheffer senior und junior haben den Hof durch die Wirren des 30jährigen Krieges und die Pestzeit gebracht. Um 1625 - 1630 hat die Pest im Land geherrscht und sogar in den Gerichtsakten ihren Niederschlag gefunden. Um die Verbreitung zu bekämpfen, war ein Verbot erlassen worden, “daß niemand sich unterstehe, außer dem Hochgerichtsbezirk in die böse sterbende Luft” zu gehen, unter schwerer Strafe. Man hielt die Luft außerhalb der Herrschaft für krankmachend und “Paulus, der Hofmann uff Walterburg hat sich nach Gillenfeld in die böse Lüfft begeben: Straf 3 golz zahlt” “Thöniss von Niederwinkel hat sich gegen Verbot nach Strohn in die sterbende Luft begeben - 5 golz bezahlt”.

Wenn der Hof selbst den Krieg auch relativ unbeschadet überstanden hat, so war die Not im Land doch groß. Der Lehnsherr Ludwig Zandt wandte sich 1630 an den Kurfürsten v. Sötern, die Einquartierung in der Herrschaft Arras und dem reichsfreiherrlichen Bezirk Wollmerath doch abzuwenden. Der Kurfürst konnte nicht helfen und schlug vor, die Einquartierung  “in Güte nach Kräften selbst abzuwehren”. In dieser Zeit wurden kaum Pacht und Zehnt abgeliefert, die Schafe waren wie verschwunden,ein Dorf ausgewandert, ein anderes beinahe ganz ausgestorben, die Mühlen blieben stehen, an anderes Dorf war 1630 abgebrannt, Saat und Ernte blieben aus. Das Land war mit Kriegsleuten überfüllt. 1631 hat Kurtrier eine Kriegssteuer von 2800 Talern zu leisten, zu deren Abtragung auch die Herrschaft Wollmerath herangezogen wird. Der Hof in Oberwinkel muß dazu alleine 50 Taler entrichten.

In der Steuerliste von 1667 wird Peter Scheffer, der Springiersbacher Hofman mit seinem Schwiegersohn, der verheirateten Tochter, Johann Matthias Maas mit 4 Kindern - 6 Pferden, 12 Kühen, 25 Schafen, genannt. Im Kirchenbuch Wollmerath erscheint Johann Matthias Maas dann selbst als Villicus in Oberwinkel, er hat den Hof übernommen.

Auch für ihn war das Leben geprägt von Not und Kriegszeit. Was die Zeit des 30jährigen Krieges überstanden hatte, fiel jetzt den einrückenden Franzosen zum Opfer. Wieder erzählen uns die Gerichtsakten von Verwüstungen, Not und Leid, z.B. “wegen der hinstendiger Eier und hanne Erbieten sich die Underthanen, weilen aber die huener tempore hoc bellicoso vergangen, bei Ihrem Hochgerichtsherrn einzufinden, Undt umb gnadt zu bitten”. Es wurde kein Gerichtstag mehr abgehalten,das Land war im Zerfall begriffen . “Ein jeder hat gethan was und wie er gewollt. Wahren die Kriegszeitten”. In 1698 geht die Herrschaft Wollmerath durch Heirat  an das Haus Landenberg über. Aus dieser Zeit sind viele Akten erhalten, die einen interessanten Einblick in das Gerichtswesen der damaligen Zeit erlauben und die Zustände schildern.

Als Johann Matthias Maas 1698 stirbt, übernimmt sein Sohn Nikolaus Maas den Hof. In der Steuerliste von 1702 wird er genannt als “der Älteste und Principal, er hat seinen Bruder Emmerich dabei”. Beide werden mit einem eigenen Haushalt genannt und zum Ehegulden veranlagt, jedoch nur Nikolaus zum Ackerbau und Ertrag, daraus ist zu schließen, daß Emmerich bei seinem Bruder gearbeitet hat. Als Nikolaus Maas 1707 stirbt, ist sein Sohn Matthias erst 12 Jahre alt, so daß Emmerich Maas den Hof übernimmt und bis 1726 bewirtschaftet.

In der Zeit, als Emmerich Maas Hofmann in Oberwinkel ist, wird ein Rechtsstreit zwischen Springiersbach und Wollmerath in Trier und Koblenz ausgefochten, wobei die Abtei mit dem Hofmann in Oberwinkel gegen Martin Joseph von Landenberg und die Gemeinde Niederwinkel prozessiert. Mal stritt man  sich um das Jagdrecht, der Hofbereich von Oberwinkel war ein ergiebiger Jagdgrund und wurde von einem Klosterjäger beaufsichtigt, mal ging es um die Zuständigkeit des Hochgerichtes oder um die Pachtzahlungen.
1719 wurde der Hof zu Oberwinkel von Abt Johann Balduin von Berg genannt Dörffendahl auf 12 Jahre verpachtet. Zusammen mit dem ebenfalls verpachteten Robeshof mußten  20 Reichstaler Pacht entrichtet werden. Aus 1696 und 1705 liegen Aufzeichnungen vor  über rückständige Pacht des Herrn Anton Heinrich Zandt von Arras an das “hochfreiadelige Gotteshaus Springiersbach”, und in 1774 lieferten die Hofleute zu Oberwinkel wegen der Mühle und erworbener Güter die Pachtfrucht in Cochemer Maß im Namen des Freiherrn Friedrich Joseph von Landenberg ab.
 
V. Generation

Der nächste Hofmann in Oberwinkel ist Christoph Maas, der jüngste Sohn des Johann Matthias Maas, geboren am 10.12.1675, unser Ahn 832. Sein  Sohn Emmerich Maas, Ahn 416,  geboren am 7.4.1723, verläßt den Hof und heiratet in Mehren Anna Maria Horst, die Tochter des dortigen Lehrers und Schöffen.
Der Hof selbst bleibt noch fast 200 Jahre in der Familie Maas. Christoph Maas übergibt ihn an seinen Sohn Nikolaus, der wiederum an seinen Sohn Matthias Joseph Maas, im Kirchenbuch Gillenfeld als “Gutsbesitzer” genannt. Mittlerweile ist Oberwinkel nach Gillenfeld eingepfarrt, die Französische Revolution hat das Rheinland erreicht, die klösterlichen und adeligen Besitztümer wurden eingezogen und dem Französischen Staat übereignet. Das Erbpachtverhältnis mit Springiersbach wurde aufgelöst, die Domänenverwaltung hat den Besitz übernommen.

In 1804 wird Oberwinkel versteigert. Zuerst erhält ein Großgrundbesitzer aus Trier den Zuschlag, später jedoch
erhält der Pächter Joseph Matthias Maas das Gut zum Eigentum. Zur Versteigerung kamen 1 Haus, 1 Hof, 1 Scheune, 1 Stall, 1 Schäferei, Bering, Garten, 18 ha Acker, 24 ha Wild- und Brachland, 7,06 ha Wiese. Herkunft: Ritterstift Springiersbach: Pächter Maas Matthias Joseph, Pacht 371 Franken, Käufer
Willwersch Josef, Trier, Eigentümer; Schätzpreis 4088 Franken., Kaufpreis 8000 Franken. Außerdem ersteigerte Matthias Josef Maas noch ein Springiersbacher  Hofgut in Immenrath, und zwar 1 Haus, 1 Scheune, 1 Stall, Garten, 1,75 ha Land, 8 ha Wildland, 1,79 ha Wiese.
Schätzpreis 2608 Franken, Kaufpreis 7525 Franken.

Johann Joseph Maas gibt den Hof weiter an seinen Sohn Johann Joseph, und dessen Sohn Johann Peter Josef Maas, geboren in 1840 in Oberwinkel, wird  in Lutzerath die
Maria Franziska Veronica Maas heiraten. Beide haben den gemeinsamen Ahnen Christoph Maas, Ahn 832.

Nachdem Emmerich Maas, Ahn 412, den elterlichen Hof in Oberwinkel verlässt, stehen uns nur noch die Kirchenbücher als Quellen zur Verfügung.Im Kirchenbuch Mehren
finden wir seine Kinder Georg  Karl, Ahn 206, und Christoph. Georg Karl heiratet in Daun die Luzia Thull, und ihr Sohn Johann Nicolaus bringt den Namen Maas nach Ulmen.

Wie sein Großvater Horst in Mehren, so ist Johann Nicolaus Maas Lehrer in Ulmen und  später Gerichtsschreiber in Lutzerath. Sein Sohn Nicolaus bleibt in Ulmen, während der Sohn Dominicus Johann Theresia nach Lutzerath zieht, um dort eine Gastwirtschaft zu eröffnen. Damit teilen sich die Linien Maas - Ulmen und Maas - Lutzerath. Die Urenkel von Nicolaus Maas sind Elisabeth und Johann Dominic Maas, abgebildet auf der ersten Seite der Chronik.

Der große und reiche Hof in Oberwinkel, der Abtshof des Klosters Springiersbach, war ein nicht unbedeutender Bestandteil im Herrschaftsbereich Wollmerath. Das Gebäude sah die Generationen kommen und gehen, hat Kriege, Besatzungen, Verwüstungen und Zerstörungen überstanden. Sogar die letzten Kriege des 20. Jahrhunderts haben ihm nichts ausgemacht.  Erst die Unvernunft heutiger Zeitgenossen hat dazu geführt, dass vor noch nicht einmal 20 Jahren der Hof in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen wurde. Lediglich die zum Hof gehörige Kapelle blieb erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.

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