Die Neunhollen
Sagen
Die Neunhollen
Die Neunhollen waren Zwerge. Sie wohnten im Hochpochtener Wald. Aber nur im Frühjahr und Sommer. Im Spätherbst, wenn das Laub fiel und der Nordwind in alle Waldwinkel blies, zogen sie in warme Winterquartiere nach Georgweiler. Dort war ein altes heimliches Bauernhaus, wo sie jedes Jahr bei der treuen Kathrin und ihrem Mann froh begrüßte Gäste waren. Sie reisten nicht zu Fuß hin, Das wäre bei ihren kleinen Beinchen eine lange, mühsame Reise geworden. Kutschen und Pferde hatten sie auch nicht. Vielmehr, wenn ein stürmischer Tag war, hüpften sie vor dem Wald auf freiem Feld so lang in die Höhe, bis der Sturmwind sie zu packen bekam. Und dann flatterten die leichten Gesellen über Berg und Tal bis auf das weiche Strohdach ihrer Winterwohnung zu Georgweiler. Im fetten, molligen Dachmoos ruhten sie zunächst ein bisschen von ihrer Luftreise aus und darauf kletterten sie durch den Schornstein hinab in die weite Küche. Um den breiten Steinherd mit dem lustigen offenen Feuer ließen sie sich nieder.
Die Neunhollen wollten keine lästigen Gäste sein. Bei Tag, wenn ihre Gastgeber Küche und Herd für sich und ihr Vieh benötigten, schliefen sie daher in der dunklen warmen Ecke über dem Backofen. Erst am Abend, wenn die Hausleute bereits gegessen hatten, stiegen sie hernieder, und sofort suchten sie sich gefällig zu machen. Während die Mutter noch in der Küche spülte, putzten sie ihr heimlich in der Stube die Brillengläser, schüttelten das Kissen im Lehnstuhl auf und legten ihr das alte dicke Buch vom Leben der Heiligen zurecht. - Manchmal gelang es ihnen auch, dem Vater ungesehen einen Dienst zu tun: Aus dem Walde hatten sie Maikräuter oder Waldmeister mitgebracht; wenn nun der Hausherr nach dem Essen ein wenig mit der Katze Schnurri spielte und gerade nicht hinsah, dann stopften ihm die lieben Zwerge ein paar Blättchen in die Pfeife, damit es besser schmecke und dufte. Wenn dann nachher der nichtsahnende Mann seine Frau frug: "Kathrin, wo hast du den feinen Tabak gekauft?", dann lachten die Schelme heimlich und waren seelenvergnügt. Sobald die guten Alten zu Bett waren, hielten die Neunhollen ihr Mahl. Sie hatten dünne Bäuchlein und schmale Mäulchen, darum brauchten sie nicht viel. Sie aßen nur Bucheckern und Haselnüsse, mit denen sie vor ihrer Luftreise im Walde die Taschen gefüllt hatten. Das war ein heimliches Knacken und Knicken in dem alten Haus, als knistere ein trauliches Feuer im Stubenofen, wenn die Zwerge ihre Eckern und Nüsse aufkrachten. Wenn sie genug geknuspert hatten, hüpften sie zum Trinkeimer und schöpften sich mit den leeren Nussschalen Wasser, bis auch ihr Durst gestillt war.
Nach dem Mahl hüteten die Neunhollen das Feuer auf dem breiten Steinherd. Sie sorgten, dass keine Fünkchen leichtsinnig davonsprangen. Die Asche hielten sie behutsam um das große Holzscheit zusammen, daß die Mutter Kathrin jeden Abend hineinsteckte; denn es musste morgens ringsum angeglußt sein, damit die Frau sofort eine Flamme bekam und nicht erst eine Ewigkeit damit hin und her zu fuchteln brauchte.
Aber das war nicht alles, was die Neunhollen Gutes taten. Die ganze Nacht suchten sie, wie sie ihren Hausleuten gefällig sein konnten. Wenn im Stall ein Ochs sich losgerissen hatte, dann sprangen sofort ihrer zwei hin, stellten sich aufeinander, damit sie das Tier beim Horn bekamen, und ketteten es wieder an. Besonders gern führten sie während der Nacht Arbeiten zu Ende, die Kathrin und ihr Mann abends unvollendet gelassen. Niemand kann die Spulen zählen, die sie der treuen Hausfrau ungesehen voll Garn und Zwirn spannen. Und hatten sie nachts ein tüchtiges Stück Arbeit getan, gesponnen, genäht, gehobelt, gebacken, dann schauten die Schelme morgens vorwitzig aus ihrem warmen Winkel, ob die guten Leute auch ihre Freude daran hätten, und wie waren sie jedesmal so selig, wenn ihre treue Freundin Kathrin sang: "Das ist ein Leben, das mir behagt, wir brauchen nicht Knecht und brauchen nicht Magd, wir brauchen nicht Katz und brauchen nicht Hund, die Neunhollen wachen und schaffen für uns."
Um Ostern herum, wenn draußen die ersten Veilchen die Augen aufschlugen, rüsteten die Neunhollen zur Abreise. Sie benetzten ihre Zeigefingerchen mit Speichel und hielten sie vorsichtig zum Schornstein heraus, um zu fühlen, woher der Wind wehe. Wenn er aus der richtigen Gegend pfiff, daß er sie in den Hochpochtener Forst tragen konnte, dann setzten sie sich frei obenhin, atmeten tief ein, damit sie recht luftig und leicht würden, und husch! hatte der Sturm sie gefasst und entführt.
So waren die Neunhollen manches Jahr nach Georgweiler gekommen und hatten den rauhen Winter am warmen Herd der alten Kathrin verlebt. Aber eines Herbstes, als sie wieder anflogen, vermissten sie die gute alte Frau. Sie hatte beim Kornschnitt zu viel schwitzen müssen und war gestorben. Statt ihrer herrschte im Haus ein junges Weib, das sich der Sohn der alten Kathrin ausgesucht hatte. Aber Gott weiß, wo der arme Junge seine Augen gehabt hatte. Er hatte sehr schlecht gewählt. Schon am ersten Abend merkten es die Neunhollen. Das dicke heilige Buch der Kathrin lag verstoßen in einer staubigen Ecke. Als der alte Vater von den Zwergen erzählen wollte, da fiel ihm das freche Weib in die Rede und schnatterte:
"Das ist dummes altes Zeug. Wir machen jetzt Feuer mit Zündholz und brauchen niemand mehr, der nachts das Holzscheit in den Aschen hütet." Dabei trank sie ein Glas Wein und schleuderte hinterlistig und verächtlich den Rest in die Neunhollenecke, daß es den armen Zwergen in die Augen spritzte. Da beschlossen sie tiefgekränkt, das junge freche Frauchen deutlich zu warnen.
An demselben Abend hatte das Weib den Brotteig für den nächsten Morgen angerührt. Da buken die Zwerge heimlich während der Nacht vierzehn große runde Brote und stellten sie paarweise zum Ausdunsten die Treppe hinauf. Als nun morgens die junge Frau in der Dunkelheit ahnungslos hinunter wollte, stolperte und fiel sie. Und o weh! und o jeh! sie sauste auf vierzehn Broträdern, hupla hupp! Mit Höllengepolter die finstere Treppe hinab. Die Brote bumsten unten wider Türen und Tische, Stühle und Ständer; alles fiel um, und Töpfe und Tiegel, Teller und Tassen liefen wie besessen kreuz und quer in der Küche umher. Und mitten in dem Wirrwarr wütete die böse junge Frau, tüchtig geknuppt und gründlich geknaupt. Fürs erstemal hatte sie genug, dachten die Neunhollen und lachten sich in die kleinen Fäustchen.
Aber trotz der Missachtung, die sie so oft erfuhren, wären die Neunhollen bis zum Frühjahr geblieben, hätten sie den Dreikönigstag nicht erleben müssen. Am Abend dieses heiligen Festes, an dem sich alle Christen freuen, kam nämlich eine arme Witwe an das Neunhollenhaus betteln. Sie führte an der Hand ihren kleinen Knaben. Er zählte vielleicht vier Jahre. Um seine Pelzmütze trug er eine Dreikönigskrone aus Papier und in seiner Hand hielt er einen Stecken, an dem oben ein Stern aus blinkendem Blech saß. Der Hunger guckte dem mageren Knaben und der bleichen Mutter aus den grellen Augen. Sie beteten vor der Türe ein, lautes Vaterunser und traten dann zaghaft in die Küche. Als sie nun dort im Schornstein bis tief untenhin Schinken, Speck und Würste hängen sahen, daß kaum mehr das Himmelsblau herabschimmern konnte, da sagte die Mutter voll Vertrauen einen schönen alten Reim:" Stellt die Leiter an die Wand, nehmt das Messer in die Hand, laßt das Messer klinken, schneid't mir n Stück vom Schinken!"
Und das kranke Knäblein schwang seinen Stab, hustete und plapperte: "Ich bin ein kleiner König, gebt mir nicht zu wenig!"
Die junge Hausfrau war nicht erbaut von dem Besuch. Sie schnitt eine finstere Fratze, riss die Tür weit auf und zeigte, ohne ein Wort zu reden, mit langem Arm und spitzem Finger auf die kalte, beschneite Gasse. Dicht hinter den Armen klatschte sie die Türe zu und knurrte und brummte ärgerlich vor sich hin. "Knurren und brummen", sagten sich die Neunhollen, "das können wir auch". Und sie fingen an zu schelten und zu schimpfen, zu brausen und zu brummen, zu knottern und zu knurren, so fürchterlich, als sause ein Sturm heran, der die ganze Welt fortblasen wolle. Die hartherzige Frau lief vor Angst in die Kammer und steckte den Kopf ins Federbett, damit ihr von dem Lärm nicht die Ohren zersprängen; Das hatten die Neunhollen gewollt. Nun schmissen sie rasch ungesehen allen Speck, alle Wurst, alle Schinken aus dem Schornstein auf den Herd. Dort flammte gerade ein lustiges Feuer, das sich einen Spaß machte, all die feinen Sachen zu verschlingen. So hastig, wie sie nur konnten, kletterten die Zwerge aus dem Schornstein und machten sich über die nächsten Dächer davon. Es war die höchste Zeit, denn dicht hinter ihnen kam die fürchterliche, vom Fett genährte Flamme. Grellrot schlug sie heraus und stieg höher als der Kirchturm gegen den Himmel. Der Küster August läutete Sturm; das ganze Dorf lief zusammen, aber was half's? Die Würste, der Schinken, der Speck waren fort.
Seit jenem Tag wohnten die Neunhollen nicht mehr im Haus der Kathrin zu Georgweiler. Nur dann und wann, wenn die junge Frau bedauerte, am nächsten Tag kein Fleisch kochen zu können, kam von draußen manchmal ein leises Gekicher. Als sie aber eines Tags in ihrer Wut ein Scheit Holz ins Fenster warf, war in Zukunft nicht mal mehr das Kichern zu vernehmen. Wo die Neunhollen jetzt weilen, weiß ich leider nicht. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie in meinem eigenen Hause zu Gaste wären."
Der Wald in Hochpochten
Weither, berichtet die Sage aus längstvergangenen Zeiträumen. Es ist erstaunlich, wie lebendig die mündlichen Überlieferungen Jahrhunderte überdauern, wie nahe sie der Wirklichkeit kommen, wenn sie auf ihren Aussagewert untersucht und gedeutet werden. Freilich, nur ein liebevolles und behutsames Eingehen auch auf zunächst unmöglich scheinende Gehalte bringt uns an den Kern der Wahrheit. Wer heute den Hochpochtner Wald durchwandert, der sollte Meßtischblatt und Kompaß mitnehmen, handelt es sich doch in seinen Ausmaßen um eines der größten zusammenhängenden Waldareale Westdeutschlands. In dem Netz der weitverzweigten Waldwege mag der ortsunkundige Naturfreund nur allzuleicht die Richtung verlieren. Nach stundenlangem Umherirren durch lichte Hochwälder und düsteres Nadelgehölz wird er erstaunt und befreit einsam gelegene menschliche Siedlungen finden, die wenigen Häuser der Kölnischen Höfe etwa oder den kleinen Weiler Vorpochten. Kommt der Besucher mit den einfachen, herzlichen Leuten ins Gespräch, so spürt er bald, wie das Geheimnis des großen Waldes ihre Vorstellungswelt ganz und gar durchdrungen hat. Gewiss bricht auch hier die moderne Zeit tiefe Spuren. Wer aber mit dem Großvater ein "Gestorch" anzuknüpfen versteht, der hört die Stimme dieser Landschaft, ihrer Geschichte, freilich sagenhaft verstümmelt.
Der "goldene Wagen", tief im Schoß der Erde vergraben, deutet den Reichtum vergangener Geschlechter. Das "Grab eines keltischen oder fränkischen Gaufürsten" läßt die ehemalige Besiedlung ahnen; still führt der alte Bauer zu dem Ruinenfeld eines zerstörten "Edelhofes", läßt die Frage im Raum, ob es nicht doch eher die Trümmer einer "untergegangenen Stadt" sind. Katastrophale Ausmaße muss der Fall dieser großen Stadt gehabt haben, jedenfalls in der Überlieferung des Erzählers. Tagelang wogte der Kampf, Schlachtenlärm erfüllte die heute so stillen Berge und Täler, so reichlich floss das Blut, rot die Erde, rotgefärbt die Endert, die diesem Teil des Waldes den Namen gegeben haben soll: Rodebüsch, Rotenwald, Rotpochten.
So die Deutung durch den Volksmund. Sinnvoller und mindestens ebenso aufschlussreich scheint mir, die Vorsilbe Rode-, Rot- von Rodung herzuleiten; Rotenwald: wo heute Wald steht, war früher gerodete Flur, bzw. wurde hier im Mittelalter Rottwirtschaft getrieben. Sehr lebendig - nicht zuletzt wegen ihrer Aufnahme in verschiedene Heimatbücher - ist die Sage von den Neunhollen, winzigen, verschmitzten Waldmännchen, die in den Löchern und Schluchten des Höchstberges Jahrhunderte hindurch Unterschlupf und Wohnung fanden. Freundlich verhalten sie sich zu freundlichen Menschen; mit garstigen Streichen aber bestrafen sie manche Schlechtigkeit böser Leute. Sehr reizvoll hat Pfarrer B.M. Steinmetz von Büchel im werge aus dem Schornstein und machten sich über die nächsten Dächer davon. Es war die höchste Zeit, denn dicht hinter ihnen kam die fürchterliche, vom Fett genährte Flamme. Grellrot schlug sie heraus und stieg höher als der Kirchturm gegen den Himmel. Der Küster August läutete Sturm; das ganze Dorf lief zusammen, aber was half's? Die Würste, der Schinken, der Speck waren fort.
Die Gegend um den Höchstberg ist altes Bergbaugelände und als solches in neuerer Zeit wieder zu Ansehen gekommen. Denken wir an die Schiefergruben bei Leienkaul-Müllenbach, die auf römische Anfänge zurückblicken an die grollen Steinbrüche auf dem Höchst, an die Schwerspatförderung bei Uersfeld, so rundet die Gewinnung von Blei und Silber im vergangenen Jahrhundert am Rande des Hochpochtener Waldes bei Alflen das Bild ab. Die mittelalterliche "Heinzenkunst" war nichts anderes als das technische Vermögen, Bodenschätze im Bergwerk- und Stollenbau zu haben. Als "Heinzen" bevorzugte man kleingewachsene Männer, die in den engen und tiefgewölbten Gängen leichter ihrer gefährlichen Arbeit nachgehen konnten als ihre großgewachsenen Zeitgenossen. Sie trugen auf dem Kopf spitzzipflige Lederkapuzen, die tief in den Nacken reichten, als Schutz vor herabfallendem Kleingeröll und zur Ableitung mäßiger Gesteinsbrocken. Stellen wir uns diese Kumpel des Mittelalters in ihrer Arbeitskluft und mit ihrem Gezähe wie Hacke und Schaufel vor, so ist das Bild unserer "Heinzelmännchen" aus der Sagenwelt vollständig. Nicht von ungefähr läßt das Märchen von Schneewittchen die sieben Zwerge in gebirgigen Gegenden hausen, hier gehen die Heinzel tagsüber emsig ihrer Arbeit als Bergleute nach. Wo immer diese kleinen fleißigen Gesellen in Sage und Märchen auftreten, fast ausschließlich treiben sie hauptberuflich den Bergbau. Der Zwerg in "Schneeweißchen und Rosenrot" hortet Edelsteine, Gold und Silber; freilich hat er seine Schätze größtenteils gestohlen. Der Zwergenkönig Laurin lebt mit seinen Untertanen in den Höhlen der südlichen Alpenhänge. Die Nibelungen, wohl das bekannteste Zwergenvolk der deutschen Sage, bergen und verarbeiten edle Bodenschätze sonder Zahl.
Nicht zufällig, sondern des sinnvollen Zusammenhanges wegen, so scheint mir, beheimatet die Eifelsage die Neunhollen in die Wälder am Höchstberg.
Goldstücke am Höchstberg
In Laubach wohnte eine arme Korbmacherfamilie. Kaum das Nötigste hatte sie an Speise und Trank und an Kleidern nannten die Korbmachersleute nur das ihr Eigen, was ihnen mitleidige Menschen gaben. Für die neun Kinder brachte der Vater kaum das Brot bei. Hätte nicht eine Ziege für schmackhafte Milch gesorgt, so wäre das Elend noch größer gewesen. Und doch wohnten Gottesfurcht und Gottesliebe mit ihnen unter dem bescheidenen Dache. In Geduld trugen alle ihr hartes Los.
Der älteste Sohn Hubert war 13 Jahre alt. Er sollte mit seinem Schwesterchen Maria im nahen Walde Futter für die Ziege rupfen. Die Mutter blieb mit den kleineren Geschwistern zu Hause, denn sie hatte viel zu stopfen und zu flicken. Hubert schwang sich einen Sack auf den Rücken, während Maria die Sichel trug. Ein munteres Liedchen pfeifend schritt er rüstig voraus, an der “Schwarzelei” vorbei, zu dem großen Walde auf dem Höchstberg. Schnell hatten beide ihren Sack vollgestopft mit saftigen Kräutern. Maria band die vier Enden ihrer Schürze zusammen und füllte auch diese. Nun wollten sie Erdbeeren suchen. Dabei kamen sie fast bis zum Gipfel des Berges.
Wie erschraken sie, als hier unerwartet zwei schwarzgekleidete Frauen in Nonnentracht auf sie zukamen. Ernst und traurig schauten sie drein. Zwischen sich trugen sie einen großen Waschkorb mit Kleesamen, bis oben hin gefüllt. Hubert überwand die Furcht. Er ging zu den Nonnen und fragte sie, warum sie so traurig seien. Da stellten sie den Korb hin und sagten, ein Bann habe sie für einen kleinen Fehler im Erdenleben hier festgehalten. Nun aber seien sie erlöst, denn der Fluch sollte weichen, wenn sie auf ihrer Wanderung zu bestimmter Stunde von unschuldigen Kindern angeredet würden. Im Augenblick waren sie verschwunden. Die bestürzten Kinder aber sahen den zurückgelassenen Korb. “Ei”, denkt Hubert, “den kann Mutter gut gebrauchen, den haben die Schwestern für mich stehen lassen.” Er faßte ihn an, doch er konnte ihn keinen Zoll von der Stelle rücken. Neugierig griff er hinein. Da stieß er auf harte, runde Dinge, zog sie heraus und siehe, es waren lauter Goldstücke. Der ganze Korb war damit gefüllt. Da war seine Freude groß. Seine Schwester schickte er heim zur Mutter, er selbst wollte bei dem Korb bleiben, bis der Vater ihn heimhole.
Nun hatte alle Not der armen Korbmachersleue ein Ende. Die Mutter dankte Gott auf den Knien. er hatte ihr stilles Gebet erhört und alles Elend von ihnen genommen. “Gott verläßt seine Treuen nicht”, so sage sie noch oft zu den Kinder.
Der Geretzrother Hof
Auf der Stolleflur in Hochpochten sah der Schwager des Geretzrother Hofbauern eines Tages bei der Heuernte am Rain ein weißes Kätzchen, hob es auf seinen Rücken und mußte bald spüren, daß es groß wurde wie ein Lamm und immer größer. Die Sinne schwanden ihm und als er wieder zu sich kam, war das Tier verschwunden. Den Bauern aber ereilte bald der Tod.
Heimat